Vom Hüttle" zum Jugend- und Freizeitheim

Das "Hüttle" in früheren Zeiten

Eine weit zurückreichende Geschichte hat das CVJM-Freizeitheim im Vereinsgarten beim Hagenwäldle. Im Jahre 1912 erwarb der CVJM ein Gelände, damals noch weit vor der Stadt Schwenningen, das im Laufe der Jahre zu einem schönen Garten mit Bäumen und Sträuchern und einer großen Spielwiese ausgestaltet wurde. Bereits ein Jahr später, 1913, entstand eine Art Schutzhütte, damit man bei plötzlich auftretendem Regen Unterschlupf finden konnte. Die Gartenhalle, so wurde sie damals genannt, war außer zwei kleinen Räumen für Garten- und Sportgeräte und einem kleinen Kellerloch nach allen Seiten offen.
Nach dem erste Weltkrieg wurde wieder fleißig an der weiteren Gestaltung des Gartens gearbeitet. Zum Andenken an die gefallenen Brüder schuf man einen Ehrenhain mit Gedenkstein, dessen Anlage heute noch ein Ort der Stille im Vereinsgarten ist.
Die Jahre des Dritten Reiches bereiteten diesem bunten Treiben ein plötzliches Ende. Die ständige Gefahr einer Enteignung lag über dem Erworbenen. Deshalb wurde die große Spielwiese zu einem Ackerfeld umgepflügt. Zu Ende des Krieges diente das Hüttle zur Abstellung von ausgelagerten Maschinen, da man sie in dieser Abgeschiedenheit am sichersten glaubte. Zum Schutze dieser Maschinen bekam das Hüttle eine willkommene Bretterverkleidung. Es entstanden Räume, die zugleich zwei Familien als Zuflucht bei Luftangriffen dienten. Später kamen diese Räume der Jugendarbeit zugute, und man entdeckte, wie wertvoll das Hüttle für die nach dem Kriege begonnene Gruppenarbeit war.
Dies gab dann auch in den folgenden Jahren Anlaß zu weiterem Ausbau zu einem Gruppenheim. 1950 begannen einzelne Gruppen damit, die bis dahin blockhüttenartig ausgebauten Räume in wohnlichere Zimmer zu verwandeln. Das Hüttle wurde jetzt zu einem wichtigen Ort, an dem sich die einzelnen Gruppen zu ihren Abenden, zu Spiel und Sport trafen. Man fühlte sich draußen, abseits vom Getriebe der Stadt, geborgen und ungestört. Doch war das Hüttle für die inzwischen erweiterte Jugendarbeit viel zu klein und findige Mitarbeiter dachten an eine Erweiterung durch Unterkellerung. Man schrieb das Jahr 1957. Zunächst lagen keine festen Pläne vor. Je mehr der Aushub fortschritt, desto deutlicher erkannte man, daß der Oberbau, das gute alte Hüttle, an vielen Stellen morsch und brüchig geworden war. Damit tauchte zum erstenmal das Problem eines generellen Umbaues auf. Ein Architekturstudent, langjähriger Mitarbeiter im CVJM, wurde zu Rate gezogen. Dessen Plan ging von der Erhaltung des seitherigen Heimes aus und bezweckte, durch eine gründliche Renovierung ein ansprechendes Ganzes zu schaffen. Sofort ging es an die Verwirklichung dieses Planes. An Stelle des alten Fußbodens sollte eine neue Decke eingezogen werden, wobei man sich für eine Betonbalkendecke als etwas Dauerhaftes und Stabiles entschied. Ein Ausschußmitglied erhielt den Auftrag, bei einem Architekten, ebenfalls ein früheres Mitglied, eine solche Decke zu bestellen. Diese Planung entsprach aber nicht seinen Vorstellungen. Ihm schwebte etwas grundsätzlich Neues vor, da, wie die bisherigen Erfahrungen zeigten. mit einer Renovierung keine dauerhafte Lösung geschaffen würde. Er trug seine Ansichten dem Architekten vor, der sich hierfür erwärmen ließ und sofort einen Entwurf für ein neues Jugend- und Freizeitheim lieferte. Der Entwurf sah ein großes zweistöckiges Projekt auf den bereits teilweise bestehenden Grundmauern des alten Hüttle vor. Freilich waren außer Mut und Tatendrang für ein derartig umfangreiches Bauprogramm absolut keine Voraussetzungen gegeben. Mit einer Sprudelkiste und einem alten Schubkarren hatte man angefangen, Erde auszuheben. Das magere Sparbüchlein des Vereins wies einen Kontostand von DM 852.- auf. Sollte man da ein völliges Abreißen des allen lieb gewordenen Hüttles wagen, um sich in unübersehbare Schwierigkeiten zu stürzen? Es gab kaum eine Handvoll Optimisten, aber dieses Häuflein warb um Verständnis und ging mit großem Mut und Zähigkeit an alle Überlegungen. Ein ausführlicher Bauplan mit einem Kostenvoranschlag folgte als nächste Stufe, um Klarheit über das Unternehmen zu geben. Diese konkreten Daten ließen die endgültige Entscheidung noch schwerer werden. Trotz den bestehenden Verhältnissen (der Kostenvoranschlag lag um das 200-fache über dem Kassenbestand) wurde dann nach vielem Abwägen in langen Debatten von dieser Handvoll wackerer junger Leute beschlossen, das Projekt durchzuführen. Im Vertrauen auf die eigene Tatkraft sollte das Gebäude hauptsächlich in Eigenleistung ausgeführt werden. Man war sich darüber klar, daß nur stückweise vorgegangen werden konnte und hoffte auf die Unterstützung eines großen Gönnerkreises. Diesen galt es anzusprechen, was in Form persönlicher Besuche und eines heiter aufgemachten Werbeheftchens geschah.
Natürlich hatte man nicht erst lange gewartet, bis das Konto die nötige vielstellige Zahl aufweisen oder das Baustofflager überlaufen würde. Herzhaft und frisch wurde angepackt. Auf dem Bauplatz herrschte Hochbetrieb. Es war alles in bestem Fluß, als plötzlich vom Hochbauamt Einspruch gegen die eingereichten Baupläne erhoben und ein einstweiliges Bauverbot ausgesprochen wurde. Die Gründe hierfür waren vielgestaltiger Art. Unter anderem mußten Pläne des alten Hüttles nachträglich angefertigt und genehmigt werden. Weiter wollte man das neue Heim dem Landschaftsbild durch eine einstöckige Bauweise besser anpassen. Damit mußte der Gedanke des Freizeitheimes zunächst fallen gelassen werden.
Es begann eine Zeit langwieriger Verhandlungen mit den verschiedensten Ämtern bis hin zum Regierungspräsidium Tübingen. Zähigkeit und Ausdauer führten zum Erfolg, es durfte weitergebaut werden. Verschweigen müßte man eigentlich, daß trotz dem Bauverbot im Schutze des Hüttles einige ganz Eifrige es nicht lassen konnten, hin und wieder ein "paar" Schaufeln voll Erde auszuheben, wodurch es möglich war, noch vor Einbruch des Winters 1958/59 die Kellerräume ringsherum zu betonieren. Das Frühjahr brachte einen raschen Fortschritt und damit wurde wieder der alte Wunsch nach dem ursprünglichen Plan des zweistöckigen Freizeitheimes geweckt. Dem folgte im März 1959 ein Vorstoß bei der Stadtverwaltung. Es war nicht einzusehen, warum bei der Knappheit der vorhandenen Jugendräume in unserer Stadt dieser Plan nicht ausgeführt werden sollte. So verschloß sich der Gemeinderat auch nicht unserem Anliegen und gab seine Zustimmung zum Gesamtplan. Bis zum letzten Dienstsiegel war es ein dorniger Weg gewesen.
Nun konnte der Gesamtplan verwirklicht werden. Ob Regen oder Sonnenschein, bei jeder Gelegenheit waren die Bautrupps am Werk, manchmal bis spät in die Nacht hinein. Viele Schwierigkeiten waren aus dem Wege zu räumen. Mühevoll mußte das für den Bau nötige Wasser aus Schwenningen herangeschafft und in einem großen Faß gespeichert werden. So wuchs der Bau Samstag für Samstag ein Stückchen, bis schließlich am 26. Sept. 1959 das Richtfest gefeiert und damit die erste Etappe abgeschlossen werden konnte. Zwei wichtige Probleme galt es nun zu bewältigen: die Wasser- und Elektrizitätsversorgung. Die Wasserleitung konnte von dem etwa ein Kilometer entfernten Wasserhochbehälter auf der Schillerhöhe gelegt werden, weil wir uns mit den Besitzern der angrenzenden Gärten zu einer Interessengemeinschaft zusammenschlossen und dabei von der früheren Stadt Schwenningen a.N. großzügig unterstützt wurden. Das Abwasser nimmt eine mehrere Meter tiefe Sickergrube auf. Die Verhandlungen um die elektrische Versorgungsleitung allerdings zogen sich über zwei Jahre hin, bis endlich im Frühjahr gerade noch rechtzeitig der begehrte und so dringend gebrauchte Strom durch eine Freileitung ins Haus kam.
Mit berechtigtem Stolz blickte der ganze CVJM auf dieses Werk, das beinahe ausschließlich durch eigene Arbeit vollbracht wurde. Wenn wir heute die Arbeitsstunden, die unsere Freunde geleistet haben, zusammenzählen, ergeben sich ungefähr 15 000 Stunden. Es war ein langer Weg bis zur endgültigen Vollendung. Sie war nur durch tatkräftige Arbeit, viele Opfer und großen Idealismus möglich. Neben den vielen Geldspenden unserer Freunde und Mitglieder erhielten wir namhafte Beträge von der Kirchengemeinde, der Stadt, dem Kreis und dem Land. Handwerk und Industrie unterstützten uns durch zahlreiche Sach- und Materialspenden.
Etwa ab 1970 reifte die Meinungsbildung bezüglich einer Erweiterung des Hüttle. 1973 wird die Baugenehmigung für die Erweiterung erteilt. Sie umfasst: größere Küche, Saalerweiterung, Anbau weiterer, komfortablerer Schlafräume und Verbesserung der Kellerräume. Das Richtfest konnte im Mai begangen werden, doch Ausbau und Abschluss sollten noch Jahre dauern bis im Jahr 1977 der Erweiterungsbau genutzt werden konnte.